Tissot Synthetic Idea 2001. Der Zeit voraus.

Tissot Synthetic Idea 2001. Der Zeit voraus.

1971 brachte Tissot eine Uhr mit einem futuristischen Kunststoffgehäuse und –armband auf den Markt. Unter der Bezeichnung «TISSOT RESEARCH – IDEA 2001» oder «TISSOT SYNTHETIC – IDEA 2001. Es war die erste mechanische Uhr der Welt, die grösstenteils aus Kunststoff hergestellt wurde, inklusive Uhrwerk. Ihr Name erinnerte an den Science-Fiction-Film «2001: A Space Odyssey» von Stanley Kubrick, der drei Jahre zuvor in den Kinos lief.

Die Idee, eine Kunststoffuhr zu kreieren, entstand 1952. Der damalige CEO, Edouard-Louis Tissot gab klare und einfache Vorgaben für eine wartungsfreie Uhr: Reduzierung der Anzahl der Komponenten und Rationalisierung der Produktionsverfahren. Die Manufaktur richtete daraufhin eine Forschungsabteilung ein, um Kunststoffteile zu entwerfen und zu produzieren. Die Ingenieure von Tissot benötigten dann fast 20 Jahre, um diese revolutionäre Uhr zu entwickeln.

Werbung aus dem Tissot-Archiv
Die Uhr ist fast komplett aus Kunststoff gefertigt. Jede Komponente wurde im Spritzgussverfahren hergestellt. Der Zusammenbau erfolgte halbautomatisch und erforderte keine Schrauben. Das 38 x 45-mm-Massivgehäuse ist transluzent und gestreift. Das transparente Zifferblatt gibt den Blick auf das Uhrwerk frei. Die Krone ist das einzige metallische Element des wasserdichten Gehäuses.

 

Die Uhr war mit dem Kaliber Astrolon 2250 ausgerüstet. Es verfügte über einen Handaufzug, eine Ankerhemmung und über eine automatische Schmierung. Damit war es, im Vergleich zu den mechanischen Uhrwerken, wartungsfrei. Das Werk bestand aus nur 52 Komponenten, statt etwa hundert. Lediglich Federhaus, Unruh, Feder und Unruhspirale waren aus Metall. Durch den einfachen Aufbau des Werks, konnte die Montage in nur 15 halbautomatischen Arbeitsgängen erfolgen.

Vom Flop zur Rettung.
Die Händler und Kunden waren zurückhaltend gegenüber einer Uhr, die komplett aus Plastik bestand, die zerbrechlich und billig aussah und an ein Kinderspielzeug erinnerte. Zudem kam sie zeitgleich mit den Quarzuhren auf den Markt. Diese waren präziser, zum gleichen Preis erhältlich und mit dem Stahlgehäuse solider. Tissot verkaufte bis 1976 nur 15.000 Stück pro Jahr und musste sogar ein Lager von 500.000 unverkauften Exemplaren vernichten. Sie war für ihre Zeit zu avantgardistisch, zu revolutionär und zu innovativ.

Dieses Modell kann man als Vorläuferin der Swatch betrachten, die 1983 vom Tissot-Mutterkonzern lanciert wurde. Diese wird in einem Kunststoffgehäuse und mit weniger Komponenten (Quarzwerk) hergestellt und vollautomatisch produziert. Für Tissot war es ein kostspieliges Abenteuer, die Swatch hat die Schweizer Uhrenindustrie gerettet.

Im Jahr 2013 hat Swatch das Konzept erschwinglicher mechanischer Kunststoffuhren mit der Einführung der «Sistem51» wiederbelebt. Die beiden Uhren haben vieles gemeinsam, wie das versiegelte Kunststoffgehäuse, das vereinfachte Kaliber mit einer geringeren Anzahl von Komponenten (51 für die Swatch und 52 für die Tissot) und sogar ihren «Wegwerf»-Charakter, da sie nicht repariert werden können.

Rückblickend betrachtet, war Tissot der Zeit voraus. Erst mit der Swatch war die Kunststofftechnologie soweit entwickelt, dass man damit millionenfach hochpräzise Uhrenbestandteile fertigen konnte.

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